Afrikas Lächeln - 5 -
Der Petersdom - oder zumindest fast

Als Krönung seines Größenwahns ließ der gläubige Katholik vom Stamm der Baule die monströse Basilika "Notre-Dame-de-la-Paix" nach dem Vorbild des Petersdoms 1:1 nachbilden. Die Kathedrale wirkt in ihrer Einsamkeit wie ein perfekt modelliertes Computerbild, umgeben von gelangweilten Schafen und von der Hitze ermatteten Krähen. Der gewaltige Platz vor der Basilika, der durch sämtliche Katholiken des Landes nicht vollzukriegen wäre, kam nur ein einziges Mal seit der Einsegnung durch Papst Johannes Paul II. zu Ehren, nämlich im Dezember 1993 bei der Beisetzung des allmächtigen Staatsoberhauptes.

Vom großen Lebenstraum des Gründungspräsidenten ist nichts geblieben. Zerfallene Häuser und Wellblechhütten mit Strohdächern säumen die mit über 10.000 Laternen prachtvollst ausgeleuchteten Boulevards, auf denen niemand fährt. Penibelst gepflegte Park- und Golfanlagen erstrahlen in unbedeutender Sterilität, da es niemanden gibt, der den Rasen zertreten könnte. Längst hat sich die Regierung aus den prachtvollen, klimagekühlten Prunkgebäuden in die heimliche Hauptstadt des Landes, Abidjan, verabschiedet. Zurück bleibt eine Geisterstadt, deren Errichtung mehr als 45 Milliarden Schilling verschlungen hatte und die in keinem krasseren Gegensatz zu den 85 Prozent Arbeitslosen des Staates mit den höchsten Auslandsschulden pro Kopf stehen könnte.

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