Der lange Weg in den Regenwald
Den letzten Programmpunkt unserer beiden Reisen bildete die Expedition in den Tai Nationalpark, dem über
500 Kilometer westlich von Abidjan gelegenen letzten primären tropischen Regenwaldgebiet des Landes.
Während der monatelangen Vorbereitungen hatten wir uns mit dankenswerterter und aufopfernder
Unterstützung von Markus Grieshofer, dem Pressesprecher des WWF österreich und Francis Lauginie,
dem Leiter des WWF Abidjan die Sondergenehmigung für den Besuch des für die öffentlichkeit
unzugänglichen Naturschutzgebietes besorgt. Mit den obligaten Faxbestätigungen bewaffnet, nahmen
wir in Abidjan Kontakt mit Francis auf, dem quirligen Franzosen mit seinem unübertrefflichen Idealismus
und bewundernswerter Kampfkraft.
Die fünftägige Dschungelexkursion, die eigentlich für die
zweite Reisewoche geplant war, mußten wir um vier Tage verschieben. Der Grund war eine Gruppe
nordeuropäischer Ornithologen, die eilenden Fußes dem unvorhergesehen Ruf eines wahnsinnig
seltenen Vogels gefolgt waren, dessen Namen ich mir schandhafterweise nicht gemerkt habe. Die armen,
höchstmotivierten Forscher waren am Rückweg aufgrund der anhaltenden Dürreperiode mit
ihren Pirogen im Hana-Fluß, der sich quer durch den Tai zieht, auf Sand gelaufen. Für die an sich
sechstündige Flußfahrt hatten sie drei Tage gebraucht, weil sie gezwungen waren, ihre Pirogen immer
wieder aus dem Fluß zu heben, und die ausgetrockneten Stellen zu umwandern. Am Ende dieses Martyriums waren
einige von ihnen halbtot und mit teilweise schlimmen Erkrankungen im Basislager zusammengebrochen. Da das
Lager nicht mehr als maximal 12 Forschern gleichzeitig Platz bietet, mußten die österreichischen
Käfersammler warten, bis die Vogelexperten körperlich soweit wiederhergestellt waren, daß
sie ihre Rückreise antreten konnten.