Afrikas Lächeln - 15 -
Der Spießrutenlauf

Wie sich herausstellte, war die viertägige Wartezeit gerade lange genug, um die tatsächlich nötigen Formalitäten zur Bewilligung der Nationalparkbesichtigung einholen zu können. Die Sondergenehmigungen des WWF waren gut, aber offenbar wie schon Visa und Impfpässe einigermaßen verzichtbar. Francis wies uns sanft darauf hin, daß wir ohne die Ausnahmegenehmigung des Landwirtschaftsministers den Tai nie und nimmer von innen zu sehen kriegen würden. Es war klar, daß man nicht so einfach zum Landwirtschaftsminister auf ein Kaffeepläuschchen zu Besuch gehen konnte, wann immer es einem selbst in den Kram paßte. Ausschließlich der unermeßlichen Beharrlichkeit von Francis hatten wir es zu verdanken, daß uns der Landwirtschaftsminister bereits zwei Tage später seine Ehre erteilte. Der überaus sympathische, freundliche Mann hielt ein nettes kleines Schwätzchen mit uns über unsere Absichten. "Ach, Insektenforscher, wie interessant", meinte er. Einmal mehr fiel mir das mitleidige, liebevolle Lächeln der Afrikaner auf, wenn wir unsere anscheinend mehr als dubiosen Anliegen vortrugen. Die Sache schien gut zu laufen, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, wo ich einen folgenschweren Fehler beging.

Was mußte ich dem freundlichen Herrn Minister noch dazu ungefragt auf die Nase binden, daß ich die Absicht hatte, die kleinen Tierchen nicht nur beobachten, sondern obendrein auch noch fotografieren zu wollen. Das mitleidige Lächeln erstarb im selben Moment und wich einem sorgenvollen Stirnrunzeln, gefolgt von einem bedächtigen Kopfschütteln, das mir die Laune verdarb. "Fotos wollen Sie machen?", fragte er, indem er die Silben jedes einzelnen Wortes quälend in die Länge zog. Mir dämmerte, daß das nichts Gutes zu bedeuten hatte. "Nun, ja. Klar. Schließlich bin ich Fotografin und plane eine überaus werbewirksame Geschichte über den Tai-Nationalpark, Abidjan und die Elfenbeinküste im allgemeinen", versuchte ich die Kurve zu kriegen und ihm die Wichtigkeit meiner Mission für ihn und sein Land vor Augen zu führen. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel offen, daß mir das nicht einmal ansatzweise gelungen war. "Nein, Madame", entgegnete er, "fotografieren können Sie im Tai nicht. Oder haben Sie eine Genehmigung vom Ministerium für Kommunikation?"

 vorige Seite

Startseite
nächste Seite