Der Minister lächelte mitleidig
Vom Ministerium für was...? Selbstverständlich hatte ich nie davon gehört,
daß man zum Fotografieren tropischer Topfpflanzen und bunter Käfer eine Genehmigung vom Knipsminister
brauchen sollte. Mit stupidem Blick brachte ich nichts anderes hervor als ein langgezogenes "Wofür?".
Als wüßte es das dümmste Kind, erklärte er mir, daß das doch auf der Hand liege,
denn schließlich könnte ich mich ja erdreisten und im Tai heimlich arme, kranke Kinder fotografieren
und dann eine niederträchtige, hundsgemeine Geschichte über ein Land schreiben, in dem es so etwas
schließlich überhaupt nicht gibt. Ich war zugegebenermaßen fassungslos. Störung der Ruhe
der Natur oder ähnliche Erklärungen hatte ich erwartet, wiewohl sie genauso unsinnig gewesen wären.
Aber das!
Ich unternahm einen zaghaften Einwand: "Arme, kranke Kinder im Tai? Herr Minister, wozu sollte ich
deshalb 600 Kilometer weit fahren, noch dazu in den Dschungel?" Ich fand meine Erklärung mehr als
plausibel. Halb Abidjan besteht aus armen, kranken Kinder. Aus Respekt vor dem Leid der Menschen hatte ich
schon hier der Versuchung widerstanden, deartige Schüsse zu machen. Meine Mitteilung beeindruckte ihn
mäßig. Er blieb unerweichlich. Und da er zweifellos am längeren Ast saß, zogen wir nach
einer halben Stunde mit der Genehmigung des Landwirtschaftsministers von dannen, auf der ein übergroßer
Vermerk prangte, daß die Genehmigung des Knipsministers noch ausständig sei.