Die Qual noch bevor alles begann
Am nächsten Morgen starteten wir unsere Expedition in den Tai. Zwischen uns und dem Urwald
lagen weitere 180 Kilometer, die es zu überbrücken galt. Der meiste Teil der Strecke
war nicht asphaltiert sondern typische afrikanische "Piste". Wir und die drei Stück
Lebendhuhn, mit denen ich die Rückbank des Pickup teilte, benötigten dafür sechs Stunden.
Der Chauffeur, der im Solde der Nationalparkorganisation stand, quälte uns während der
ganzen Fahrt mit einer Musikkassette, die nur drei Lieder enthielt und offenbar sein ganzer
Stolz zu sein schien. Die miserable Aufnahme eierte unentwegt vor sich hin, während wir
im Schweinsgalopp über die rumpelige Sandstraße holperten. Die Fahrt verstieß
eindeutig gegen sämtliche Menschenrechte und bewies noch weniger Respekt vor animalischem
Leben: Wir überrollten eine schwarze Mamba, eine Ziege beinahe und entwichen einem Hund nur mit
allerknappester Not. Beim Hund hatte unser Chauffeur wenigstens einen kurzfristigen Versuch
gestartet, die Bremse zu betätigen. Der glücklosen Mamba und der leidgeprüften
Ziege hatte er keine Sekunde seiner Aufmerksamkeit geschenkt.
Ich zog es vor, auf den letzten
100 Kilometern die Augen geschlossen zu halten, während ich ein gutes Dutzendmal mit
dem Schädel gegen die Autodecke krachte. Als wir sechs Stunden später in Guiroutou, am Rande der
Nationalparkregion ankamen, war mir zum Sterben zumute. Unmenschliche Hitze, ein schmerzender Kopf und null
Bock auf den Wald. Ralph hatte mich am Vorabend noch einmal ganz unsanft aus meinen Träumen
vom wundervollen Dschungel gerissen. Auf Michaels Frage, wie beeindruckend der Regenwald
denn nun sei, hatte er kurzangebunden erwidert: "Wald fad, Affen blöd",
und dem sei eigentlich nichts hinzuzufügen.