Frühmorgens eine weitere Schreckensnachricht
Am kommenden Morgen sollte unsere Dschungeltour beginnen. Ursprünglich war geplant gewesen, daß
wir zehn Kilometer in den Wald gehen sollten, um dort den Berg Nienokue zu besteigen, der einen herrlichen
Ausblick über den Dschungel bieten würde, und anschließend mit der Piroge am Hana-Fluß
ins Basiscamp zurückzukehren. Wenig rücksichtsvoll teilte man uns an diesem Morgen mit, daß
an die Pirogenfahrt nicht zu denken war. Schließlich war schon die Ornithologendelegation wenige Tage
zuvor aufgrund der Trockenheit an diesem Vorhaben gescheitert. Wir müßten also auch den Rückweg
zu Fuß beschreiten.
Das dicke Ende kam unverzüglich: "Ihr werdet eine Nacht im Dschungelcamp
verbringen müssen. Der Fußweg hin und zurück ist an einem Tag nicht zu schaffen wenn man noch
dazu den Berg besteigen will", meinte Leon, der uns als Führer zugeteilt worden war. Wer will den
schon einen Berg besteigen, dachte ich mir im Stillen. Michael wollte das. Ich war am Ende. Hatte ich schon
das Basislager kaum überlebt, wie sollte ich dann erst mit dem Buschcamp klarkommen? Ich hatte eine
ungefähre Vorstellung von dem, was da auf mich zukam. Und diese gefiel mir ganz und gar nicht. Auf
meine Frage, wie denn das Buschcamp beschaffen sei, meinte Annette: "Das ist dort ganz wundervoll.
Sie haben die nagelneuen Hütten erst vor ein paar Wochen fertiggestellt. Alles ganz sauber und bequem."
In mir keimte die stille Hoffnung, daß das Buschcamp vielleicht angenehmer sein könnte als das Basislager.
Ich gestehe ehrlich, daß diese Hoffnung der einzige Grund gewesen war, warum ich mich zur Wanderung in
den Urwald überreden ließ.