Das Camp, das meine kühnsten Alpträume übertraf
Als wir dann kurz nach Einbruch der Dunkelheit den Abstieg hinter uns hatten und beim Buschcamp angelangt waren,
war endgültig der Zeitpunkt da, an dem ich genug hatte. Beim Anblick des Camps hatte ich nur einen einzigen
Gedanken: Wo ist mein Handy? Wo ist der Hubschrauber, der mich auf der Stelle hier rausholt? Ich hätte am
liebsten laut geschrien oder zumindest hemmungslos geweint. Ich tat nichts von alledem. Ich war zu erledigt.
Das Camp bestand aus einer Feuerstelle, einer dünnen Matte, die von einer grauen Zeltplane überdacht
war und fünf Pfahlbauhütten. Diese Hütten waren durch eine Leiter zu erreichen, hatten ein
Strohdach aber keine Wände. Auf ihnen lag eine dünne Matte und vom Dach hing ein feines Moskitonetz.
Mir war klar, daß all die Spinnen, die in der Nacht zuvor noch an den Wänden unserer Buschhütte
gesessen waren, hier unweigerlich das Bett mit mir teilen würden. Wir quälten uns aus den
naßgeschwitzen, stinkenden Klamotten, genau wissend, daß wir sie am nächsten Tag in genau
demselben Zustand wieder anziehen mußten. Ich brachte die ganze Nacht kaum ein Auge zu. Der Dschungel
war laut. Sehr laut. Und teilweise hatten die Geräusche das Zeug dazu, einen in Angst und Schrecken zu
versetzen. Was mich betraf, war ihnen das perfekt gelungen. Michael schlief seelenruhig, während ich mir
vorstellte, wie ein wütender Schimpanse im selben Moment vielleicht Leon verspeiste. Ich malte mir aus,
daß wir es niemals schaffen würden, ohne Führer aus dem Wald wieder herauszukommen.